1960-1969 Ausbau der Infrastruktur

In den 60er Jahren vollzog sich der Wandel Unterschleißheims zur Stadt weiter. Zum Ende des Jahres 1960 lag die Einwohnerzahl bereits bei über 5000 und ein anhaltendes Bevölkerungswachstum war absehbar. Die Regierung versuchte den Zuzug einzudämmen und genauer zu planen, um Unterschleißheim kontrolliert zu einer blühenden Stadt zu entwickeln. Ziel war es, Unterschleißheim zu einer Siedlung zu machen, in der Industrie, Landwirtschaft und Wohngebiete harmonisch vereint sind. Bis dahin mangelte es noch an Infrastruktur und sozialen Einrichtungen, die Unterschleißheim dauerhaft als Wohnort attraktiv machen würden. Deswegen begann die Regierung der Gemeinde große Summen in Bauprojekte zu investieren. Diese bestanden aus kleineren Projekten, wie dem Bau von Gehwegen, der Benennung von Straßen, dem Aufstellen von Straßenschildern, etc., aber auch größeren Unterfangen. So wurde aufgrund der wachsenden evangelischen Gemeinde am 24. September 1961 der Grundstein für die Genezareth-Kirche gelegt, die im Dezember 1962 eingeweiht werden konnte. Somit mussten die evangelischen Gottesdienste nicht mehr im Keller der Grundschule gehalten werden, sondern konnten in einem eigenen Gotteshaus stattfinden. 

Ein weiteres Thema war die Abwasserbeseitigung. Hierbei lies an sich auf einen Zweckverband mit den Gemeinden Eching und Neufahrn ein, der darin bestand, dass die drei Gemeinden zusammen eine Kläranlage bauen und betreiben. Im selben Zug wurde die Kanalisation Unterschleißheims in Gang gesetzt; ein Mammutprojekt, das einen entsprechenden Aufwand und hohe Kosten mit sich zog. Das größte Prestigeprojekt des Bürgermeisters Johann Schmid (Bild 1) war wohl der Bau einer Mehrzweckanlage, die einen Kindergarten, ein Freizeitheim und eine Mehrzweckhalle (diese enthielt u.a. eine Turnhalle, eine Bühne, eine Kegelbahn, einen Schießstand, sowie weitere Nebenräume) umfasste. Diese Anlage, die die Gemeinde mit Kosten von ca. 2 Mio. DM belastet hatte, wurde am 14. September 1963 nach zwei Jahren Bauzeit eingeweiht und den örtlichen Vereinen zur Benutzung freigegeben. Nur sechs Tage später starb Bürgermeister Schmid überraschend, nachdem er 18 Jahre im Amt des Bürgermeisters tätig war. Mit seiner Arbeit hatte er Unterschleißheim aus den Wirren der Nachkriegszeit herausgeführt und eine gute Basis geschaffen, auf die seine Nachfolger aufbauen konnten. 

Schmids Nachfolger Johann Schmuck (Bürgermeister von1963 bis 1968) trieb aufgrund des anhaltenden Bevölkerungswachstums den Ausbau von Unterschleißheims Infrastruktur weiter voran. In den Jahren 1963-1966 wurden weitere 31 km Rohre zum Ausbau der Kanalisation verlegt und gesamt 7 Mio. DM in Bauprojekte investiert. Hier sind zu nennen die Erweiterung der ständig aus- und überlasteten Volksschule, sowie der Bau eines Altenheims, einer Bücherei und einer neuen Feuerwache. Erste Pläne für den Bau einer Realschule und eines Gymnasiums stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Seit 1965 besitzt Unterschleißheim sein eigenes Wappen. Der obere Teil des geteilten Wappens zeigt einen goldenen Zickzackbalken, dem Wappen der Scheyern-Wittelsbacher, einer mittelalterlichen Adelsfamilie, auf blauem Grund und spielt damit auf die früheren Landbesitze des Klosters Scheyern in diesem Gebiet an. Der untere Teil zeigt einen grünen Fichtenzweig überkreuzt mit einem grünen Eichenblatt, was den Lohwald (Mischwald) symbolisieren soll und sich somit auf den modernen Ortsteil Lohhof bezieht. Mit diesem Design versucht man eine Verbindung zwischen Unterschleißheims Geschichte bzw. Entstehung und dem heutigen Unterschleißheim herzustellen.  

Das Mallertshofener Kirchlein, dessen Geschichte noch auf das 11. Jahrhundert zurückgeht, wurde, nachdem es lange in Vergessenheit geraten war, schließlich auf Initiative des Lohhofer VdK, des Vereins für Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderte und Sozialrentner, vor dem Verfall gerettet und am 12. November 1967 eingeweiht.  

Im Zuge der Einrichtung des S-Bahn-Netzes in München und Umgebung wurde der Gemeinde eine zusätzliche Haltestelle – neben der in Lohhof – zugesichert, was der Regierung sehr entgegen kam.  

Nach dem Rücktritt des Bürgermeisters Schmuck wurde im Dezember 1968 Johann Bayer (auch Hans Bayer; Bürgermeister von 1968 bis 1989) zum neuen ersten Bürgermeister gewählt. Er war nicht nur Mitglied der SPD, während Schmid und Schmuck CDUler waren, sondern vor allem auch jünger als seine Vorgänger. Mit ehrgeizigen Plänen, wie z.B. der Errichtung eines Sport- und Freizeitparks (dem heutigen Hans-Bayer-Stadion), trieb er die Regierungsarbeit von nun an voran.

Bild 1; Johann Schmid (Quelle: Unterschleißheim ein Bilderbuch; Autor: Wolfgang Christoph S.66)
Bürgermeister von 1945 bis 1963