1990-1999 Kinderparadies

Das neue Jahrzehnt begann feierlich mit einer Erweiterung Unterschleißheims. Am 15.02.1990 wurde der Ortsteil Hollern eingemeindet. Der Ort, der bis dahin zu Eching gehörte, ist nach dem zweiten Weltkrieg am Rande einer Kiesgrube entstanden. Aus diesem Grund wurden die etwa 500 Einwohner von den anderen Unterschleißheimern auch „die von der Kiesgrube“ genannt.

Bei den Kommunalwahlen wurde die CSU mit 42,8% stärkste Partei, gefolgt von der SPD, den Grünen und den Freien Wählern. Bürgermeister wurde erneut Rolf Zeitler und bei den Bürgermeisterwahlen 1995 erreichte er mit 68,6% die absolute Mehrheit. Damit auch die Jugend sich mehr in der Politik einsetzen kann, wurde 1998 ein Jugendparlament eingerichtet.

Ein weiteres besonderes Ereignis im Jahre 1990 war die Schließung der Städtepartnerschaft mit Lucka. Pünktlich zur deutschen Wiedervereinigung am 03. Oktober wurde die Partnerschaft in der thüringischen Gemeinde besiegelt, wodurch Unterschleißheim neben Le Crès nun auch Beziehungen zu einer deutschen Stadt aus einem neuen Bundesland pflegt. Neben Hilfestellungen von Unterschleißheim, wie der Lieferung von Schulbüchern und der Mithilfe bei der Bildung einer neuen Stadtverwaltung nach westlichem Standard, fanden gegenseitige Besuche statt, die bis heute anhalten.

Aufgrund des großen Mangels an Kinderbetreuungsplätzen in München wurden auch in Unterschleißheim in den 90er Jahren Kindergärten und Horte neu eröffnet. So wurden beispielsweise die Kindergärten Hollerbusch und Rasselbande und der Hort an der Ganghoferstraße eingeweiht.
Außerdem nahm die Ganghofer Schule als dritte Grundschule in Unterschleißheim ihren Betrieb auf.
Durch diesen Ausbau stieg der Versorgungsgrad der Kinder bis zum Ende des Jahrzehnts auf einen Wert
von 98% an. Auch die Freizeitangebote wurden für die jungen attraktiver. 1998 hat das Gleis 1, das Unterschleißheimer Jugendzentrum, seine Tore geöffnet. Da die Stadt nun sehr familienfreundlich war, kam es in dem Jahrzehnt zum ersten Mal zu einer Einwohnerzahl von über 25.000 Bürgern.


Ganghofer Schule (https://www.ganghoferschule.de/home.html)

Mit der wachsenden Bevölkerung war natürlich auch der Wohnungsausbau wichtig. In Lohhof Süd entstand ein Neubaugebiet mit 32 Doppelhaushälften und auch in Unterschleißheim wurden viele neue, öffentlich geförderte Mietwohnungen erbaut. Außerdem wurden von der Gemeinde 15 Wohnungen für „Betreutes Wohnen“ erworben. Auch das „Haus der Vereine“ in der Birkenstraße 2 wurde für Obdachlose und kostenlos für Vereine zugänglich gemacht.

Auch der Ruf nach grünen Erholungsgebieten wurde immer lauter. Deshalb stimmte 1995 der Gemeinderat der Errichtung des Valentinsparks zu. Schon am Ende des Jahres wurde der erste Teilbereich fertiggestellt und im darauffolgenden Jahr der zweite. Der dritte Bauabschnitt wurde erst 1999 begonnen und dann im nächsten Jahr beendet und für die Öffentlichkeit zugängig gemacht. Zusätzlich wurde auch der Walfriedhof 1995 fertiggestellt und eingeweiht.


Valentinspark (https://www.unterschleissheim.de/rathaus-politik-buergerservice-online/medienportal/pressemitteilungen/einzelansicht/wissenswertes-ueber-unterschleissheim-gruenflaechen-in-unterschleissheim.html)

Eines der größten Themen, dass über mehrere Jahre kontrovers diskutiert wurde, waren die S-Bahnschienen. Nachdem der neue Münchner Flughafen 1992 eröffnet wurde, sollte der Zugverkehr erhöht und die Bahnstrecke München-Neufahrn oberirdisch ausgebaut werden, um die Passagiere transportieren zu können. Deshalb bildete sich in Unterschleißheim – in Verbindung mit Eching, Neufahrn und Oberschleißheim – die Bürgerinitiative „Bahn im Tunnel“ (BIT), die versuchte durchzusetzen, dass die Schienen in den Untergrund verlegt werden, um den Lärm zu vermindern. Obwohl in zwei Bürgerentscheiden für einen Bahntunnel und gegen eine Straßenunterführung entschieden wurde, gewann die Initiative nicht gegen die Deutsche Bahn. Trotzdem plante man gleichzeitig den Bau eines Straßentunnels an der Bezirksstraße, um die Wartezeiten an der Schranke zu beseitigen. Dieses Projekt wurde 2015 umgesetzt und verbindet seitdem Lohhof und Unterschleißheim.

Nach einer Machbarkeitsstudie stimmte der Gemeinderat im Jahre 1999 der Errichtung eine Geothermie Anlage zu. Mit diesem Projekt sollten viele Unterschleißheimer Haushalte mit umweltfreundlicher Wärme versorgt werden. Somit wurde Unterschleißheim die erste Stadt mit geothermischer Wärmeversorgung im Landkreis München.

Zur Jahrtausendwende erklang um Mitternacht zum ersten Mal das neue Glockenspiel am Rathausplatz. Das 24-teilige Glockenspiel kann man bis heute zweimal täglich bewundern, um 11 Uhr und um 18 Uhr.

Samira Körner